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Landeshauptmann von Oberösterreich hält Burschenbundball die Treue (Serie 504: FROzine - das akustische Infomagazin)

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Dieser "Kommentar der Woche" besteht zum Einen aus dem offenen Brief, der - von zahlreichen Personen des öffentlichen Lebens unterschrieben - LH Dr. Josef Pühringen dazu auffordert, den Burschenbundball nicht zu besuchen. Zum Anderen aus der Antwort des Landeshauptmanns. Und zu guter Letzt aus einer Abschlussbemerkung zum Antwortbrief, die so knapp ausfällt, wie dieser Brief es verdient. ------------------- Der offene Brief: Linz/Wien, am 15. Jänner 2013 Herrn Landeshauptmann Dr. Josef PÜHRINGER Landhausplatz 1 4021 Linz Offener Brief: Keine Teilnahme am ewiggestrigen Burschenbundball! Sehr geehrter Herr Landeshauptmann! Der Ball der schlagenden Burschenschaften in Wien (bisher WKR-Ball, heuer Akademikerball) löst immer wieder breite demokratische Proteste aus. Im Vorjahr haben an diesen Protesten rund 10.000 Menschen aktiv teilgenommen. Beim Ball handelt es sich um das gesellschaftliche Hauptereignis deutschnationaler bis rechtsextremer Studentenverbindungen, die damit ihre Salonfähigkeit und ihren Einfluss unterstreichen wollen. Das dort herrschende Gedankengut wird nicht nur durch die Anwesenheit hoher Repräsentanten von rassistischen Parteien wie „Front National“ und „Vlaams Belang“ dokumentiert, sondern auch durch die unsägliche Äußerung des Burschenschafters und FPÖ-Bundesobmanns Heinz-Christian Strache, die Proteste gegen den Ball seien „wie die Reichskristallnacht“ und die Ballbesucher „die neuen Juden“. Dankenswerterweise hat sich Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (ÖVP) vom WKR-Ball und von den Burschenschaften ganz klar distanziert. Der Burschenbundball ist die Linzer Ausgabe des WKR- bzw. Akademikerballs. Getragen wird der Burschenbundball u.a. von der „Arminia Czernowitz zu Linz“, die zuletzt 2010 für negative Schlagzeilen gesorgt hat: Nicht genug, dass sie eine Veranstaltung mit dem deutschen Rechtsextremisten und Antisemiten Richard Melisch durchführte, bewarb sie diese zudem mit einem Plakatmotiv der NSDAP (siehe die Beilagen 1 und 2). Der anerkannte Rechtsextremismus-Experte und Buchautor Heribert Schiedel vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes hat die schwerwiegenden Argumente gegen den Burschenbundball aufgelistet (siehe Beilage 3). Der Präsident des Trägervereines des Burschenbundballs, der freiheitliche Linzer EU-Abgeordnete Franz Obermayr („Arminia Czernowitz zu Linz“), bewies im Vorjahr seine einschlägige Gesinnung: Er behauptete, bei den Protesten gegen den WKR-Ball habe „Pogromstimmung“ geherrscht. Angesichts dieser Tatsachen ist es völlig unverständlich, dass Sie, sehr geehrter Herr Landeshauptmann, auch heuer wieder am Burschenbundball teilnehmen wollen. Die Rechtfertigung, auf dem Ball selbst sei keinerlei rechtsextremes Gedankengut feststellbar, ist äußerst fadenscheinig und blendet den bekannten ewiggestrigen Hintergrund der Veranstalter einfach aus. Wir wissen, dass Sie solches Gedankengut ablehnen. Umso wichtiger ist es, dass Sie das auch in Ihrem Verhalten unmissverständlich zum Ausdruck bringen. Es lässt sich nicht vereinbaren, wenn Sie einerseits Zeitzeugenrunden mit Verfolgten und Opfern des NS-Regimes besuchen, andererseits aber einen Ball, dessen Träger sich selbst in den Verdacht der NS-Nähe bringen. In diesem Sinn richten wir an Sie, sehr geehrter Herr Landeshauptmann, den dringenden Appell: Nehmen Sie nicht mehr am Burschenbundball teil und entsenden Sie auch keine Vertretung! Sie vermeiden dadurch ein Zeichen, das demokratie- und österreichfeindliche Kräfte stärkt, Sie vermeiden aber auch eine Schädigung des Rufes von Oberösterreich. In Erwartung Ihrer baldigen Antwort verbleiben wir mit freundlichen Grüßen Offener Brief mit Liste der UnterzeichnerInnen: http://www.stopptdierechten.at/wp-content/uploads/Offener-Brief-Burschenbundball.pdf Beilage 3 des offenen Briefes: http://www.stopptdierechten.at/wp-content/uploads/Argumente-gegen-den-Burschenbundball.pdf Das Plakatmotiv aus Beilage 1 und 2: http://www.stopptdierechten.at/2013/01/15/appell-an-landeshauptmann-puhringer-keine-teilnahme-am-ewiggestrigen-burschenbundball/ Antwort auf den offenen Brief LandesKorrespondenz MedienInfo 15.Jänner 2013 LH Dr. Josef Pühringer antwortet auf offenen Brief: "Grundlose Absage vom Linzer Burschenbundball wäre Bruch einer alten Tradition" (LK) Die oberösterreichischen Landeshauptmänner besuchten/besuchen traditionell den Linzer Burschenbundball. Am kommenden Samstag, dem 19. Jänner 2013, findet jedoch zeitgleich der "Ball der Oberösterreicher" in Wien statt, an dem Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer bereits sein Kommen zugesagt hat. In seiner Vertretung wird daher heuer OÖVP-Klubobmann LAbg. Mag. Thomas Stelzer den Burschenbundball besuchen. LH Pühringer stellt dazu folgendes fest: "Ich habe mit meiner Teilnahme am Burschenbundball nur eine lange Tradition fortgesetzt, die bereits meine Vorgänger bis hin zum ehemaligen KZ-Insassen LH a.D. Heinrich Gleißner - gepflegt haben. Ihnen war ebenso wie mir eine Teilnahme möglich, weil es sich bei einem Ball um ein gesellschaftliches Ereignis und nicht um eine politische Kundgebung handelt. Wäre dieser Ball eine politische Kundgebung, wäre ich ihm ganz bestimmt fern geblieben. Ebenso wie die vertretenen Spitzenrepräsentanten der Johannes Kepler Universität habe ich aber niemals Grund zur Beanstandungen in diese Richtung gehabt – mir würde schon eine ein- oder zweideutige Bemerkung in Richtung extrem Rechts genügen und ich wäre nicht mehr dabei. Einen traditionellen Ball aber, der frei von politischer Agitation ist, werde ich auch in Zukunft besuchen, denn eine Ausgrenzung ohne Grund und einen Bruch dieser Tradition halte ich für nicht sinnvoll", so der Landeshauptmann abschließend.

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